Lange haben wir nichts von uns hören lassen. Kurz und knackig: Es geht uns gut.
Kaum kehrte für uns alles langsam zur Normalität zurück, kam Corona. Immerhin – wir waren uns das zu Hause bleiben bereits gewohnt und wussten, was zu tun ist. 🙂
Zu Rolfs gesundheitlichem Zustand: Es gibt Dinge, die verbessert geblieben sind und andere, die sich verschlechtert haben. Derzeit können wir auf jeden Fall schon einmal sagen, dass keine neuen Symptome dazu gekommen sind, was durchaus als Erfolg zu werten ist. Nun ist es aber so, dass sich trotz Stammzellentherapie wie wir vorab wussten, bestehende Schädigungen nicht reparieren lassen. Alles, was schon da war, kann sich prinzipiell leider auch weiter verschlechtern – dies ist mitunter ein Grund, weshalb es so wichtig ist, für diese Therapieart einen guten Zeitpunkt zu erwischen, in dem einerseits die Krankheit schnell genug fortschreitet, dass sie eine solch inasive Therapie rechtfertigt und andererseits die Behinderungen nicht bereits allzu schwer sind. Verbessert geblieben sind die Spastik und der imperative Harndrang, verschlechtert haben sich leider die Fatigue und Kognition. Corona hat zudem einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die guten Gehfähigkeits-Verbesserungen nach der Reha mehrheitlich wieder auf dem alten Stand sind. Deshalb wird aktuell eine erneute Reha diskutiert, um ihn wieder etwas aufzubauen. Die Verbesserungen der Gefähigkeit scheinen als retrospektiv eher einem Trainingseffekt, als einer Verbesserung durch die Therapie selbst zuzuschreiben zu sein – Vieles lässt sich erst mit der Zeit beurteilen.
Nach wie vor sind wir froh, die Chance für diese Therapie erhalten zu haben! Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass entzündliche Prozesse nachhaltig gestoppt werden konnten. Leider kann es jedoch wie erwähnt zu degenerativen Veränderungen der bestehenden Schäden kommen. Komplett neue Symptome sind in diesem Jahr keine aufgetreten.
Zwischenzeitlich konnte Rolf praktisch alle Medikamente, die noch mit der Therapie in Zusammenhang standen, absetzen. Das Arbeitspensum ist nach wie vor bei 30%.
Wieso wir euch ein Bild im Rollstuhl präsentieren? Selbstverständlich nicht, weil wir uns der Krankheit ergeben hätten. Der Rollstuhl ist ein Schreckensgespenst. Fast jeder, der die Diagnose MS erhält, fürchtet ihn in gewisser Weise. Auch Rolf wehrte sich lange dagegen. Ich ging deshalb oft alleine spazieren. Diesen Sommer haben wir uns überwunden und einen Rollstuhl mit Elektroantrieb (e-fix) gemietet. Wir sind begeistert und täglich oft eine Stunde in der Natur zusammen unterwegs. Dieses Hilfsmittel gibt uns die Freiheit zurück, Dinge gemeinsam unternehmen zu können, bei denen längere Strecken zu Fuss für Rolf nicht überwindbar wären. Zwischenzeitlich hat die IV uns auch einen Rollstuhl mit so einem Antrieb genehmigt – er sollte in Kürze einziehen, sodass wir das Mietmodell wieder zurückgeben können. Ein Jahr nach der Therapie geht es für uns nun mehr denn je darum, das Beste aus der Situation zu machen und das zu geniessen, was geht. Im normalen Alltag ist Rolf nach wie vor zu Fuss / mit Stock, ohne Rollstuhl unterwegs.